Ein Sommer in Wales by Wilken Constanze

Ein Sommer in Wales by Wilken Constanze

Autor:Wilken, Constanze
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Goldmann
veröffentlicht: 2015-05-21T16:00:00+00:00


18

Er las die verzweifelte Hoffnungslosigkeit in ihren Augen und verstand ihren Schmerz. Aber was war zwischen Ally und ihren Eltern vorgefallen? Warum hatte sie dort keinen Rückhalt gefunden, wo sie ihn am meisten gebraucht hätte? Vorwürfe halfen nicht, von keiner Seite. Alle litten, und für alle Beteiligten musste es kaum auszuhalten sein, aber – das Leben ging weiter, musste weitergehen! Und solange man in dieser Gestalt auf der Erde wandelte, sollte man versuchen, das Beste daraus zu machen. Das war seine persönliche Philosophie. Er hielt nichts davon, den Kopf in den Sand zu stecken und sich mit Selbstzweifeln zu zermartern. Allerdings war seine Ausgangsposition eine andere als die von Ally.

Das Schlimme war, dass er sie nicht leiden sehen konnte. Es zerriss ihm das Herz, sie so verzweifelt zu wissen. Er kannte ein junges Mädchen, das voller Übermut und Lebensfreude gewesen war. Ein Mädchen, das ihn damals mit frischer, unschuldiger Anmut überwältigt hatte.

Ihre Locken hatte sie lose zusammengebunden, nur einige Strähnen fielen um ihr schmales Gesicht, aus dem meergrüne Augen mehr durch ihn hindurchsahen, als dass sie ihn wirklich wahrnahmen. Er konnte sie noch nicht erreichen, weil sie keine Nähe zulassen wollte.

Sie reagierte auf seine Berührungen, erwiderte seine Küsse, und wenn er sie jetzt in den Arm nahm, würden sie sich nahe sein, körperlich. Es verlangte ihn danach, sie zu berühren, sein Körper reagierte stärker auf sie als auf jede andere Frau, und er wusste, dass sie ähnlich für ihn empfand. Aber das war es nicht, was er wollte, eine schnelle Affäre, die vorbei war, sobald sie wieder nach London zurückfuhr.

»Hast du dich schon einmal gefragt, warum wir beide hierher zurückgekommen sind?«, fragte er und fuhr sich durch die Haare, die er hätte bürsten sollen.

Erstaunt sah sie von ihrem Becher auf. »Zufall, unsere Arbeit.«

David schüttelte nachdrücklich den Kopf. »Da wäre der Zufall sehr bemüht worden. Nein, ich denke, dass es Bestimmung ist, dass wir es so wollten. Robert hat mir den Job zwar angeboten, aber es hätte andere Möglichkeiten gegeben. Ich habe zugesagt, weil ich fühlte, dass ich hier noch nicht fertig bin, mit der Vergangenheit nicht abgeschlossen habe und es offene Fragen gibt.«

»Wenn ich den Auftrag nicht angenommen hätte, wäre ich meinen Job losgeworden!«, meinte Ally, doch es mangelte ihrer Stimme an Überzeugungskraft.

»Wirklich? Ich glaube eher, dass es an der Zeit war, dass du herkamst. Genau wie für mich.« Er mochte es, wie sie sich in den Sessel kuschelte, in seiner Pyjamahose.

»Welche offenen Fragen meinst du?« Sie trank ihren Tee aus und stellte den Becher zurück.

»Was damals wirklich passiert ist. Ich habe es dir schon gesagt, ich glaube nicht, dass Simon einfach so ertrunken ist. Ich glaube nicht, dass es ein Unfall war.«

»Was macht dich da so sicher?«

Sie glaubte auch nicht an den Unfall, davon war er überzeugt. »Simon war ein so aufgeweckter, sportlicher Junge. Er war sogar überdurchschnittlich intelligent. Warum sollte er bei Bullenhitze ins Wasser springen und sich in gefährliche Strömungen begeben? Er kannte die Bucht hier! Ihr seid doch jeden Sommer hier gewesen!«

»Jungs tun manchmal unsinnige Dinge.



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